Montag, 20. Juli 2009

Drache Fridolin auf Weltreise

Der Drache Fridolin hatte schon lange keine Lust mehr, den ganzen Tag im Holzschuppen des Bauern Grunz herumzuliegen. Sehnsüchtig erwartete er den Herbst. Dann würden ihn die Kinder des Bauern Grunz wieder aus seiner Einsamkeit holen. Eines Tages war es endlich soweit. Tobias, der älteste Sohn des Bauern, holte ihn zwischen dem Gerümpel hervor. Auch Tobias Freunde hatten ihre Drachen dabei, und so wollten sie die Drachen am großen Feld fliegen lassen. Es war genau die richtige Windstärke. Das erfreute Fridolins Drachenherz. Er fühlte sich von dem langen Ruhen schon total ausgelaugt, seine Holzknochen taten richtig weh. Da tat die Bewegung gut.

Schon bald flatterte er mit den anderen Drachen fröhlich in der Luft, als ihn plötzlich das Heimweh packte. Es müsste doch herrlich sein, einmal in andere Länder zu fliegen, das aufregende Flattern des Windes in jeder Pore zu spüren. Einfach das Gefühl grenzenloser Freiheit zu genießen. Noch zögerte Fridolin, doch dann nahm ihm der Wind die Entscheidung ab. Ein starker Windstoss und Tobias konnte die Drachenschnur nicht mehr halten. Schon flog Fridolin durch die Luft. War das lustig. Bald schon überflog Fridolin eine Stadt. Wie klein alles von oben aussah! Und welch ein Betrieb! Fridolin grüsste alle Vögel und erzählte stolz von der weiten Reise, die er noch vor sich hatte…Er wollte nämlich die ganze Welt sehen, vor allen interessierte es ihn, ob die Drachen in China wirklich Schlitzaugen hatten.

Langsam neigte sich der Tag dem Ende zum, und unser Fridolin wurde müde. So beschloss er auf einem Baum zu übernachten. Doch dann fing es an aus allen Wolken zu regnen an. Um nicht zu sehr nass zu werden, kroch Fridolin immer tiefer in den Baum hinein. Endlich hörte es auf zu regnen. Er konnte weiterfliegen. Doch bald wurde es ihm langweilig. Nirgends traf er einen Artgenossen, mit dem er sich unterhalten konnte. Die Vögel flogen alle in den Süden, um sich dort schon ihre Winterwohnung einzurichten. So beschloss er, sich auf die Suche nach anderen Drachen zu machen. Auch fragte er sich, wie weit es wohn noch bis China sei. Die Tage vergingen, und er war immer noch nicht in China angekommen.

Eines Tages traf er endlich einen Drachen. Übermütig wurde dieser von einem kleinen Mädchen durch die Lüfte gezogen. Er stellte sich als Robby vor. Fröhlich spielten sie zusammen, bis das kleine Mädchen nach Hause musste. Fridolin flog weiter. Irgendwann musste er ja mal in China ankommen.
Eines Abends war es stockfinster. Nicht einmal der Mond ließ sich blicken. Mühsam konnte Fridolin einen Holzschuppen erkennen, wo er übernachten wollte. Als er im Schuppen einen gemütlichen Platz gefunden hatte, lag dort auch glücklicherweise eine alte Taschenlampe.

Als er sie anknipste, lachte ihm auf einmal ein wunderschönes Drachenmädchen entgegen. Und das Tollste war: Sie hatte Schlitzaugen. Fridolin traf es wie ein Donnerschlag. Auch dem Mädchen schien es so zu ergehen. Schon bald redeten die beiden miteinander, als würden sie sich jahrelang kennen. Das Drachenmädchen hieß Li-Son und kam wirklich aus China. Auch sie hatte das Fernweh gepackt und so war sie hier gelandet. Sie beschlossen zusammen zu bleiben, um eine Drachen-familie zu gründen.

Am anderen Morgen, als man wieder die Hände vor den Augen sehen konnte, lachte Fridolin schallend. Li-Son dachte schon, er hätte den Verstand verloren. Fridolin klärte sie auf und schon bald lachte sie herzlich mit. Der Holzschuppen gehörte niemand anderen als Bauer Grunz. Fridolin war die ganze Zeit im Kreis herumgeflogen.
Tobias und seine Freunde wunderten sich zwar, als Fridolin wieder da war und gleich noch eine Frau mitbrachte. Aber alle waren froh, dass er wieder da. Im Herbst konnte man über dem Hof von Bauern Grunz eine lustige Drachenfamilie flattern sehen.

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